Peter Kees I Concept Art

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Europa wurde geprägt durch wandernde Völker, die sich für einige Generationen ansiedelten und dann auf der Suche nach einer besseren Zukunft weiterzogen. Die verbleibenden Völker wiederum hatten es mit neuen Einwanderern zu tun, die sich auf unterschiedlichen Wegen mit verschiedenen Zielen, Bedürfnissen und Traditionen hier niederließen.

Waren es im letzten Jahrhundert vor allem das Bedürfnis nach freier politischer und wirtschaftlicher Betätigung, der Aufbau von Handelsbeziehungen und die Suche nach einem gesicherten Leben, die viele Europäer dazu trieb, ihr Geburtsland zu verlassen, so kamen in jüngster Zeit unzählige Menschen aus aller Welt nach Europa. Zugleich sind im Zuge des Zusammenwachsens Europas Wanderungsbewegungen zu verzeichnen, die eine Vielfalt an unterschiedlichsten Identitäten und Identitätswahrnehmungen mit sich bringen.

Bereits 1977 hat der Anthropologe Claude Lévi-Strauss mit gesellschaftlichen Umbrüchen verbundene Identitätskrisen diagnostiziert. Zugleich auch deren „hochstaplerische Ausschlachtung als Modethema“ angeprangert. Seither ist die Rede vom „fragmentierten“ Subjekt und die Dekonstruktion kohärenter und stabiler Identitäten als Kernargumente des postmodernen Denkens vorangetrieben worden, während in der sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskussion von der zunehmenden „Fragilität“ von Identität in der Moderne gesprochen wird. In Feuilleton und politischen Diskursen ist der Begriff „Identität“ zu einem Codewort für alle möglichen Aspekte gesellschaftlicher Selbstreflexion geworden.

In einerseits zunehmend globaleren Lebensformen, in wachsenden kulturellen Konflikten andererseits ist gerade persönliche wie soziale Identität ein wesentliches Kernthema im Umgang miteinander. Eine Zwanzigjähriger, der in Berlin lebt, in Paris geboren ist, deren Eltern aus West-Indies stammen, sehnt sich danach frei zu sein. „It is very sad to come from only one country.“ Gesellschaften befinden sich im Umbruch – es gilt Identität neu zu definieren.

Die Identitätskontrollstelle nimmt sich diesem Thema an. Sie startete im Juni 2003 ihre Arbeit in Berlin und setzt diese an anderen Orten und in anderen Ländern Europas fort. Auch dort stellt sie Fragen nach Identität und Utopie von Identität.

Menschen sind aufgefordert, Angaben zu ihrer Identität abzugeben. Sie werden fotografiert, vierfach mit unterschiedlichsten Belichtungszeiten, die Hautfarben verändern sich auf den Bildern. Was ist deren wirkliche äußere Identität? Sie formulieren in einem Fragebogen, was ihre persönliche, was ihre soziale Identität bestimmt, zudem ihre Utopie von Identität. Ihre Blutzusammensetzung wird abgefragt. Eine in Hamburg geborene Chinesin trägt ein: 100 % Chinesisch, 100% Deutsch. Ein in Wisconsin geborener Amerikaner trägt ein 100% Amerikanisch, 25 % Italienisch, 25% Irisch, 25% Schwedisch, 25% Deutsch. Zudem müssen Sie DNA-fähiges Material abgeben. Eine Sammlung entsteht. Was ist Identität?


Zentraler Identity Checkpoint

Die zentrale Identitätenkontrollstelle ist die Installation eines Amtszimmers. An den Wänden hängen so genannte Identitätsblätter, die Angaben über Merkmale der genetischen, persönlichen und sozialen Identität der Besucher enthalten. Vier Passbilder kleben in der rechten oberen Ecke, in einem Plastikbeutel befindet sich "DNA-fähiges Material": eine Zigarettenkippe, Hautfetzen, Fingernägel, Blut, Speichel oder Haarsträhnen. Neonröhren strahlen einen Schreibtisch an.

Identität auf dem Prüfstand heißt, Menschen persönlich nach ihrer Identität zu befragen. Die weltweit erste Identitätenkontrollstelle wurde als Rauminstallation im Juni 2003 in Berlin eröffnet. Menschen werden dort zu ihrer Identität befragt und haben die Möglichkeit, Einblicke in die Identitätsangaben von anderen zu nehmen.


Mobiler Identity Checkpoint

Für die Reise in andere Länder wurde eine mobile Identitätsstelle eingerichtet: Ein im öffentlichen Raum auffallender, signal-oranger Rollwagen-Schreibtisch mit Schreibmaschine, Fotoapparat und Identitätsfragebögen wird zur Kontrollstelle und Installation. Passanten werden aufgefordert, Angaben zu ihrer Identität abzugeben. Bereits ausgefüllte Fragebögen und Fotos können an Ort und Stelle eingesehen werden.

Diese mobile Identitätskontrollstelle reist quer durch Europa, macht an verschiedenen Orten Station, nimmt  Menschen unterschiedlichster Nationalität, unterschiedlichster sozialer Herkunft in diese Identitäts-Fragebögen auf und präsentiert die Kontrollarbeit aus anderen Städten und Orten. Die Installation ist Identitätskontrollstelle und Ausstellungsort zugleich. Besucher haben dort die Möglichkeit, persönlich Fragen zu ihrer Identität zu beantworten, aber auch die Antworten anderer Menschen zu lesen. Zudem ist das Auftreten im Öffentlichen Raum Blickfang und Fragezeichen auch für andere Menschen.

Identity Checkpoint