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MÜNCHNER REDE

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at «5000 Zimmer Küche Bad zieht ein» (2018)

Münchner Rede des Arkadischen Botschafters


Ich habe eine Rede zu den brennenden Gegenwartsfragen angekündigt. Ehrlich gesagt bin ich ratlos. Ich bin ratlos über den Zustand der Welt, ratlos über die zunehmend anwachsenden Gewalt- und Zerstörungspotentiale einzelner Individuen, Gruppen oder Staaten, über neu aufkommenden Nationalismen, über wachsenden Antisemitismus, über aufkommenden Rechtsextremismus, über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, über Entwicklungen, wie sie in Bayern zu einem neuen Polizeiaufgabengesetzt führen, das ich im Namen von Arkadien verurteile. Ratlos bin ich aber auch über die Entwicklung der Kapitalmärkte, der ständigen Gewinnmaximierung, eines Wachstums- und Fortschrittglaubens, der längst absurd ist. Ich könnte diese Reihe fortsetzen. Ich glaube, Sie wissen alle, wovon ich spreche.


Als Botschafter Arkadiens vertrete ich andere Werte: Vergils Hirtengedichte sind verbunden mit der Vorstellung einer friedlichen Welt, in der die Menschen in Liebe und Harmonie müßig leben dürfen, ohne entfremdete Arbeit, ohne gesellschaftlichen Anpassungsdruck, ohne Krieg, frei von zivilisatorischen Zwängen.

Frieden also, Liebe im Sinne von sozialem Miteinander, Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge. Ich vertrete den Müßiggang und nicht den Arbeitswahn, der nur notwendig ist, damit die Spirale der Gewinnmaximierung weiter funktioniert.

Ich vertrete freiheitliches und selbstbestimmtes Handeln, ganz im Sinne Kants. Will sagen verbunden mit Respekt und Würde anderen Menschen gegenüber. Ratlos macht mich ein offensichtlich zu tiefst in uns Menschen verankertes Prinzip, das der Rivalität, das überall zum Tragen kommt und zu den schlimmsten Verhältnissen führt. Es geht um Macht und um permanent steigende Renditen.

Die Welt wird dabei immer unwirtlicher. Viele Menschen bleiben auf der Strecke.

In Arkadien sind alle Menschen gleichwertig. Es gibt keine Aufteilung zwischen arm und reich. Geld spielt keine Rolle.

Deshalb rufe ich im Sinne von Arkadien auf zu intervenieren. Eine geistige Revolte ist dringend notwendig! Wir müssen nachdenken über die derzeit vorherrschende Ökonomie, sie in Frage stellen und uns ihr nicht ständig unterordnen.

Permanentes Wachstum kann kein unumstößliches Glaubensbekenntnis bleiben! Die durch das ökonomische System zwanghaft am Leben gehaltene Warenwelt erzeugt lediglich Wettkämpfe und Ängste, die wiederum zu gesellschaftlichen Zwängen führen, zu Stressfaktoren im Lebensalltag, der zudem auf allen Ebenen - ökonomisch wie psychisch - immer instabiler wird. Es sind auch wirtschaftliche Aspekte, die zu Gewalt und Krieg führen, denn das Prinzip des Stärkeren ist dem Kapitalismus immanent. Wir müssen nachdenken über Hierarchie und Sozialsysteme, über Grundsicherung, über falsche Privatisierungen, über die Aufgaben des Gemeinwohls.

Kunst und Wissenschaft kann nur arkadisch begriffen werden, als freie Experimentierfelder und Laboratorien.

Es ist Aufgabe der Künste, die in Arkadien beheimatet sind, Interventionen, Sabotagen, Fragezeichen und Stachel in die Welt zu setzen.

Es ist Zeit aufzurütteln. Ich rufe auf zu einem kollektiven Müßiggang! – und ich wiederhole mich: zu einer geistigen Revolte!

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, die Welt neu zu gestalten. Daher bitte ich Euch zu mir in den Dilomatenwagen zu kommen, um über die brennenden Gegenwartsfragen zu sprechen und Ideen für eine Gestaltung der Zukunft zu entwickeln. Arkadien können wir nur gemeinsam gestalten.


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